Namibia_17
1.10.2009 Living Desert Tour
Pünktlich um 7 Uhr sitzen wir beim Frühstück. Danach packen wir alles Gepäck in den Wagen auf dem bewachten Parkplatz von Sam's Giardino. Wir checken aus und bezahlen auch das nicht ganz günstige, aber auf jeden Fall sehr leckere Abendessen von gestern.
Kerstin+Ronny und wir werden um 8 Uhr von Chris abgeholt. Wir machen heute unsere vorgebuchte

Living Desert Tour

und wollen die kleinen Bewohner der Wüste kennenlernen.

Chris ist ein echtes Original und hat immer einen coolen Spruch auf Lager. So kriegt der arme Ronny, der ein bisschen von Durchfall geplagt ist, sogleich den Spitznamen "Running Ronny";-).
Wenn's aber ums Thema Umweltschutz geht, gibts auch bei ihm nix mehr zu Lachen. Er zeigt uns auf Fotos, was wilde Quadbike-Fahrer mit der Wüste anstellen. Die Spuren werden in der Gegend für immer zu sehen sein und die Flora und Fauna der Region ist zerstört. Gegen geführte Touren, die hintereinanderfahren oder Quadbike-Fahrer wie unser Sandboard-Wayne, welche immer die gleiche Spur wählen, gibts nichts einzuwenden. Wir werden heute sehen, dass er recht hat denn die Wüste lebt!
Mit zwei Landrovern fahren wir in die scheinbar leere Wüste.

Chris erklärt uns anschaulich mittels Zeichnungen im Sand den Kreislauf der Natur hier in der Wüste. Pflanzliches Material in der Wüste (Chris nennt das "Müesli") wird von Silberfischli (ihr wisst schon, diese eckligen kleinen Viecher) gegessen, diese sind dann die Nahrung für die Reptilien die hier leben.

Und diese Reptilien, die sogenannten Little Five, wollen wir nun finden.
Chris muss die Wüste und seine Bewohner unglaublich gut kennen.

Er rennt durch die Dünen (das meiste davon barfuss!) und wühlt mit einem Stock manchmal da ein bisschen im Sand, manchmal dort und plötzlich hält er dann etwas in der Hand, wie hier einen

Skink.

Wir lernen auch gleich die Merkmale eines Skinks kennen: Skinks haben keinen Hals und sehen aus wie kleine Blindschleichen.
Ich darf den Skink auch kurz in der Hand halten.
Hier noch ein kurzes Filmchen von Chris in seinem Element:

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Danach gräbt er, nach fünf vergeblichen Versuchen, diesen wunderschönen

Namib Dune Gecko

aus. Nr. 1 der Little Five. Dieser Gecko ist hier endemisch, das heisst es gibt ihn nirgendwo sonst auf der Welt. Sein durchscheinender Körper weist unglaubliche Farbschattierungen auf. Man sieht sogar seine inneren Organe und ob er eben Silberfischli gegessen hat;-).

Chris erklärt uns auch noch den Unterschied zwischen Lizards und Geckos: Der Gecko hat grosse Augen, keine Augenlider, keine Krallen und ist nachtaktiv, beim Lizard ist es genau umgekehrt.
Meine Kamera hat zwar zum Teil Mühe mit dem Fokussieren, aber ich bin einfach fasziniert. Seht euch nur die Schwimmhäute zwischen seinen Zehen an, die helfen ihm besser über den Sand laufen zu können.
Am Schluss warten wir bis der kleine Kerl sich wieder eingegraben hat, denn in der Mittagssonne würde er austrocknen.
Hier noch ein kleines Filmchen

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Dazwischen gibts eine Lektion Geologie.

Wir lernen, dass der schwarze "Sand", welcher oft oben auf dem anderen Sand zu sehen ist, eigentlich Eisen ist und somit magnetisch. Um das zu demonstrieren packt er einen grossen Magnet aus und streift damit über den Sandboden.

Dann fahren wir etwas weiter in die Wüste rein, abrupter Stop und wir spielen das Spiel: Wer sieht als Erster das

Chamäleon?

Nr. 2 der Little Five. Mein Liebster sieht ihn als Erster (nach Chris natürlich). Er ist inmitten der Steine so gut getarnt.

Wir bleiben etwas hier und beobachten den kleinen Kerl.
Bald beginnt er sich zu bewegen. Vielleicht haben ihn die vielen Kameras nun doch etwas gestört?
Seine Fortbewegung sieht witzig aus, immer hin und zurück. Chris sagt, er passe sich den Bewegungen des Windes an. He's doing the Michael Jackson Moonwalk;-).
Wir können bei ihm auch toll die Farbveränderungen sehen. Laut Chris passt sich seine Hautfarbe nicht nur der Umgebung an, sondern hängt auch von seiner Stimmungslage ab.
Gleich nebenan im Gebüsch entdecken wir ein weiters Chamäleon. Es ist etwas grösser und dunkler als das Andere.
Es wird von Chris mit verletzten Tok Tokkie-Käfer gefüttert. Dabei sieht man wunderbar wie die lange Zunge vorschnellt und den Käfer fängt. En Guete;-)...
Hier folgt noch ein kurzer Filmausschnitt dazu:

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Nach kurzer Weiterfahrt wird mit grossem Aufwand eine kleine Spinne genannt

Dancing White Lady

ausgegraben. Nr. 3 der Little Five.

Auch diese Spinne ist in der Namib-Wüste endemisch. Aber wie kam sie zu ihrem Namen?
Wenn ein Fressfeind naht, rollt sich diese Spinne zu einer Kugel zusammmen und rollt mit 44 Umdrehungen pro Sekunde die Düne runter. Am Fuss der Düne beginnt sie dann wie wild herumzukicken oder eben tanzen um sich zu verteidigen. Und darum der Name Dancing White Lady.
Chris zeigt vollen Einsatz und schnappt sich den einen oder anderen Fotoapparat um seine kleine Dancing White Lady schön in Szene zu setzen.
So klein sie auch ist, sie hat grosse Giftzähne und ein Biss ist sehr schmerzhaft.
Als nächstes suchen wir verdächtige Spuren und finden sie.

Parallele Linien entgegen der Steigung. Nur das Tier dazu sehen wir einfach nicht.

Ausser Chris natürlich: Der weiss wo er hingucken muss. Er zeigt auf eine Stelle und sagt uns da sei sie vergraben. Wir sehen nichts.
Da packt er sich einen Fotoappart und beugt sich vorsichtig ganz nah über den Boden. Als er uns das Bild zeigt sind wir verblüfft: Da gucken uns zwei Augen an!
Erst als Chris sie nervös macht, kommt sie blitzschnell zum Vorschein.
Es ist die

Sidewinder Snake

oder auch Zwergpuffotter. Die Nr. 4 der Little Five.

Sie ist eine der kleinsten Otterarten, ihr Gift ist schmerzhaft aber nicht tödlich. Wenn sie sich sicher fühlt, vergräbt sie sich tagsüber gleich wieder im Sand, da sie nachtaktiv ist.
Eine eindrückliche Demonstration ihrer Tarnung findet ihr hier:

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Nun lässt Chris etwas Luft aus den Reifen seiner Landrover, denn nun geht es noch etwas tiefer in die Wüste rein über mächtige Dünen und mit einem tieferen Luftdruck bleibt man weniger im Sand stecken.
Die beiden Landrover wählen immer die gleiche Spur und fahren schön hintereinander. Auch die Konkurrenz von Chris überholt uns hier noch, die sind aber mit mehr Wagen unterwegs. Ich persönlich finde kleinere Gruppen (wir waren ca. 10 Personen) besser.
Die Wüste zeigt sich hier (trotz bedecktem Himmel) wieder von einer anderen speziellen Seite.
Mit dem Auto geht es auf und ab über die Dünen, dass sich festhalten manchmal wirklich lohnt.
Und dann sehen wir nochmals mit Glück von Weitem eine Sidewinder-Schlange.
Der letzte der Little Five der uns noch in unserer Liste fehlt ist der

Shovel-Snouted Lizard

oder die Anchietas-Wüsteneidechse. Auch diese hat Chris dann noch für uns gefunden.

Die Wüsteneidechse kann sehr schnell über den Sand rennen, was ihr hilft sich nicht die Füsse zu verbrennen.
Der Lizard schnappt zu, was aber nicht weh tut und so hängt ihn sich Chris sogar ans Ohr;-)!
Danach ist die Tour leider zu Ende und Chris fährt uns zurück nach Swakopmund.
Die Tour war wirklich wunderbar, unterhaltsam und lehrreich! Absolut zu empfehlen! Man glaubt einfach gar nicht, wieviele Tiere in dieser so einsam und leer scheinenden Wüste leben.
Und Chris ist einfach ein unglaublich guter Spurenleser. Hoffentlich wird diese Tour noch lange angeboten. Die Kosten betragen 500N$ pro Person, dauern tut das Ganze ca. 1/2 Tag.
Zurück im Sam's laufen wir zurück in die Stadt (dauert ca. 15Min.) denn wir sind hungrig. Viele Restaurants öffnen erst am Abend und so landen wir dann im "Swakopmunder Café", wo es für mich Cheese+Tomato Toast und für meinen Liebsten ein Schnitzel gibt.
Heute nachmittag fahren wir in das Land der grossen Steinkugeln HIER
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