USA2007_18
28.6.2007

Mariposa Grove - San Francisco

Ca. 5.30 Uhr: Ich höre Geräusche von den Zelten nebenan. "Schhh, schhh": unsere San Diego-Nachbarn verjagen wohl wieder die Raben, die ihnen schon gestern ihren Abfall auf der ganzen Campsite verteilt hatten. Ich drehe mich um und schlafe weiter.

Ca. 6.30 Uhr: Mein Liebster muss auf die Toilette. Als er zurückkommt erzählen ihm die San Diego-Nachbarn, dass sie vor kurzem einen Bären von ihrem Pickup gejagt hätten. Sie versprechen ihm uns zu rufen, falls er wieder auftaucht.

Kurze Zeit später:

Aufgeregte Stimmen rufen: "Michael, the bear!" Mein Liebster schlüpft in Windeseile in die Hosen, packt die Kamera und ist raus bevor ich noch Zeit habe Protest einzulegen.

Ein anderer Bär ist da und schleicht um die Zelte.

Der Bär ist ganz klar hinter Lebensmittel her, denn er hat (zum Glück!) Angst vor den Leuten.

Irgendwann haut er dann ab und ich wage mich auch aus dem Zelt.

Später erscheinen dann Ranger und unsere Nachbarn schildern ihnen ganz genau, was passiert ist. Die Ranger nehmen einen Report auf und lassen sich unsere Fotos zeigen..

Unser cleverer Howdy-Guy hatte in seinem Rucksack Orangen und diesen auf dem Pickup liegengelassen. Die Ranger hatten den Rucksack völlig zerfetzt im Wald zusammen mit einem aufgebrochenen Hardcase für Sonnenbrillen gefunden. Der Beweis dafür, dass die Bären wirklich eine feine Nase haben und sich die Leckerbissen einfach holen.

Dem Howdy-Guy wird von den Rangern noch etwas ins Gewissen geredet, was ich ganz gut fand, denn auch wenn die Bären Angst vor den Menschen haben, ist ein wiederholtes Auftauchen auf dem Campingplatz allenfalls ihr Todesurteil!

Nach der ganzen Aufregung packen wir dann unsere Zeltsachen etwas wehmütig endgültig zusammen. Dies war unsere letzte Camping-Nacht gewesen. Wiederum bemerken wir, dass dieses Ordnung machen und Umräumen des Autos einige Zeit kostet.

Bevor wir abfahren haben wir dann den San Diego-Guys unsere Kühlbox und die halbleere Butangas-Flasche geschenkt. Und andere Camper nehmen dankbar unsere letzte Konserve, den Kaffee und den Rest Feuerholz an. Auch sie hatten sich für unsere Bären-Fotos interessiert und konnten es fast nicht glauben, dass der Bär zwischen ihren Velos rumspaziert war.

Dann sind wir losgefahren. Wir wollen den Park durch den Südausgang verlassen, denn dann können wir gut noch einen Abstecher in die Mariposa Grove machen.
Beim Verlassen des Valleys entdecken wir dichten Rauch, aber zum Glück auf der anderen Seite des Flusses. Auch die Ranger und die Feuerwehr sind vor Ort.

Wahrscheinlich ist das nun so ein Feuer, welches man kontrolliert brennen lässt um die Erneuerung der Vegetation zu garantieren und verherrenden Grossbränden vorzubeugen.

Wieder geniessen wir die Fahrt durch den schönen Park.

In Wawona im Süden des Parks angekommen, wissen wir nicht ob der Parkplatz beim Mariposa Grove schon voll ist und fahren auf gut Glück mal weiter. Wir haben Pech! Der Parkplatz ist anscheinend voll und wir müssen die 10 min wieder nach Wawona zurückfahren und den Gratis-Shuttle nehmen. Dieser ist dann natürlich nochmals etwas langsamer, was heisst dass wir ziemlich viel Zeit vergeudet haben. Meiner Meinung nach sollte man in Wawona kommunizieren, dass der Parkplatz voll ist.

Bei der Hinfahrt sieht man bereits ein paar recht eindrückliche Bäume, aber bei der Endhaltestelle des Shuttles werden sie nun richtig gross! Wir sind im

Mariposa Grove.

Wir organisieren uns für 1 Quater ein Infoblatt (in Englisch, das Deutsche hatte keine Karte) und laufen dann los den Lower Grove hinauf. Man könnte auch den, diesmal kostenpflichtigen, Shuttlebus durch das ganze Gebiet mit Halt an verschiedenen Bäumen nehmen, wir wollen aber flexibel bleiben und laufen einfach mal los.
Schon bald sehen wir die gewaltigen Wurzeln des

Fallen Monarch.

Die Bäume die hier wachsen, namens "Sequoiadendron giganteum" kurz Sequoias oder auch Riesenmammutbäume genannt, sind weder die ältesten, noch die grössten Bäume der Welt, noch haben sie den grössten Stammdurchmesser.

Aber sie haben von allem etwas und das macht sie zu ganz eindrücklichen Lebewesen.

Der Durchmesser des Stammes des grössten Sequoias misst immerhin etwas über 12 Meter!

Warum gewisse Leute immer alles (sogar uralte Baumstümpfe) vollkritzeln müssen, versteh ich einfach nicht!

Die nächste eindrückliche Baumgruppe heisst

The Bachelor and The Three Graces.

Was soviel heisst wie: Der Junggeselle und die drei Grazien.

Und dann folgt der

Grizzly Giant.

Hier ein paar Facts zu diesem gigantischen Baum:

Sein dickster Seitenast ist 2 Meter dick und somit dicker als die meisten Bäume hier bei uns. Er erreicht eine Höhe von rund 64 Meter und einen Umfang von knapp 30 Meter. Sein Alter wird auf ca. 1800 Jahre geschätzt.

Ich habe auf dem Bild die Leute absichtlich mitfotografiert um das Grössenverhältnis zu illustrieren.

Wenn man so vor diesem mächtigen Stamm steht, ist man schon gewaltig beeindruckt!
Der Durchmesser hier am Boden beträgt immerhin nicht ganz

10 Meter.

Einen Katzensprung ist es vom Grizzly Giant dann noch zum

California Tunnel Tree.

In diesen Baum wurde 1895 ein Tunnel gebohrt um die Durchfahrt von Postkutschen zu ermöglichen.

Das käme heutzutage zum Glück niemandem mehr in den Sinn!

Nun kehren wir wieder um. Wir wollen heute ja noch zu Tage San Francisco erreichen.

Vorher schiessen wir aber noch ein Foto von diesen riesigen Tannzäpfen, die wahrscheinlich eine gewaltige Beule hinterlassen würden, falls man zur falschen Zeit am falschen Ort stehen würde.

Ganz brav haben wir sie natürlich hier gelassen.

Hier noch ein kurzer Filmausschnitt, welcher die Grösse dieser Bäume verdeutlicht

Windows Media Player

Im Souvenirshop kaufen wir uns noch eine Yosemite-Tasse mit einem Bär drauf und fahren dann mit dem Shuttle zurück zum Auto. Wir verlassen den Park durch den Südausgang, wo wir merkwürdigerweise nochmals unseren Annual Pass zeigen müssen und essen noch was kleines in Oakhurst.
Dann beginnt die Fahrt nach San Francisco. Der Anfang ist noch schön gemütlich. Wir fahren über ein Teilstück des 49ers Highway nach Mariposa und dann Richtung Merced. Hier wird die Gegend öde und die Interstates riesig. Ich hasse diese mehrspurigen Interstates wo sowohl links wie auch rechts überholt werden darf, das Blinklicht wohl als überflüssig angesehen wird und man beim Spurwechseln nicht auf eine freiwillige Lücke hoffen darf.

Als ob das nicht schon genug wäre, erlebten wir dann auch noch folgenden Zwischenfall:

Ein Pickup überholt uns links mit übersetzter Geschwindigkeit. Danach sehen wir plötzlich Sand aufwirbeln. Ich weiss noch, dass ich zuerst an ein Feuer dachte, denn ein paar Meilen vorher hatte das Gebüsch auf dem Mittelstreifen gebrannt und die Feuerwehr war am löschen. Zum Glück erfasste mein Schatz am Steuer die Situation schneller und bremste sofort ab. Der Pickup war auf die Sandbahn links geraten, kam dann ins Schleudern und geriet ca. 4 Wagen vor uns quer auf die Fahrbahn und fuhr einem Wagen mit voller Wucht in die Seite.

Wir hielten rechts ran um zu sehen ob 1. Hilfe geleistet werden muss. Der Fahrer des Pickups stieg torkelnd aus und hielt sich die Seite und auch die Beifahrerin stieg anscheinend unverletzt aus. Am meisten Glück hatten wohl die Besitzer des gerammten Autos. Das auf der Seite völlig eingedrückte Auto war nämlich nur an einem Wohnwagen hinten angehängt, wie man es in den USA häufig sieht. Da kam auch schon die Polizei angebraust und wir konnten weiterfahren.

So schnell kann sowas gehen. Hier scheint es noch glimpflich ausgegangen zu sein.

Der Rest der Fahrt sitze ich wie auf Nadeln und bin froh als die Skyline von San Francisco auftaucht.

Bei der Oakland Bay Bridge gibts erstmal Stau vor der Maut-Stelle. Man sah erst ziemlich spät wo man Cash zahlen kann und so mussten wir irgendwie erraten wo wir einfädeln müssen.

Dann überlegen wir noch kurz ob wir gleich zur Golden Gate Bridge fahren sollen, denn das Wetter wäre super. Wir sind aber beide von der Fahrt fix und fertig und entscheiden uns das Hotel zu suchen. Leider ist mein Ausdruck aus Mapquest kreuzfalsch und so landen wir erstmal in der völlig falschen Ecke der Stadt. Aber zum Glück ist das Strassensystem der Stadt einfach zu durchschauen und so finden wir das Hotel doch noch.

Wir stören den Portier des Buena Vista Motor Inn beim Fernsehgucken, aber das Zimmer ist dann einfach und gemütlich. Oben seht ihr noch den Blick aus unserem Zimmerfenster über die Stadt.

Am liebsten würden wir ja gleich ab ins Bett, aber der knurrende Magen lässt nicht locker und so laufen wir dann die Strasse runter ins Mel's Dinner.

Das Essen hier ist gut und das Lokal ist im Stil der 60er Jahre eingerichtet. Man kann sich an jedem Tisch per Jukebox einen Song aussuchen.

Zurück im Hotel schnappt sich mein Liebster dann nochmals den Fotoapparat und lichtet aus unserem Hotelfenster aus den Nachthimmel und die Skyline von San Francisco ab.

Mit diesem Bild im Kopf und der Vorfreude auf die Erkundung San Franciscos morgen schlafen wir dann selig ein.

Tipps des Tages:
  • Auf den Campingplätzen im Yosemite wirklich NICHTS gut riechendes rumliegen oder im Auto lassen! Die Bären kommen wirklich!!!
  • Bei der Fahrt in den Mariposa Grove den Wagen wohl besser gleich in Wawona abstellen und den Shuttle nehmen.
  • Das Buena Vista Motor Inn ist ein einfaches Motel in guter Lage, sauber und gemütlich.
  • Mel's Dinner ist absolut zu empfehlen. Typisch Amerikanisches Essen.
Wer San Francisco mit uns zu Fuss entdecken möchte, klicke HIER
Falls ihr zur USA-Startseite zurückkehren möchtet, dann klickt HIER